Was sind die inneren Antreiber?
Die "inneren Antreiber" sind innere Botschaften und Verhaltensmuster, die Menschen dazu bewegen, auf bestimmte Art und Weise zu handeln. Der Begriff der "inneren Antreiber" stammt aus der Transaktionsanalyse und wird auch im Coaching-Kontext häufig verwendet. Die Transaktionsanalyse ist eine Theorie der menschlichen Persönlichkeitsentwicklung, die sich mit der zwischenmenschlichen Interaktion und Kommunikation befasst.
In der Transaktionsanalyse werden fünf Antreiber genannt:
Sei perfekt
Mach es allen Recht
Sei stark
Beeil dich
Streng dich an
Die inneren Antreiber entstehen meist in der Kindheit und werden durch das Umfeld, die Erziehung, die Kultur sowie persönliche Erfahrungen geprägt. Als Kind lernst du, dass ein bestimmtes Verhalten bestimmte Reaktionen in deinem Umfeld hervorruft. Zum Beispiel könntest du gelernt haben, dass du Anerkennung bekommst, wenn du dich anstrengst oder deine Bedürfnisse unterdrückst und dass es Ablehnung gibt, wenn du das Gegenteil tust.
Diese Muster aus der Kindheit sind uns oft nicht mehr bewusst, da sie unbewusste Verhaltensweisen darstellen, die wir als Lösungs- und Bewältigungsstrategien entwickelt haben. Die dahinterliegende Überzeugung lautet: „Ich bin nur dann okay und liebenswert, wenn ich mich auf diese Weise verhalte.“ Im Kern steht oft die Angst vor Ablehnung und davor, nicht dazuzugehören. Die fünf inneren Antreiber können in jedem von uns vorhanden sein, jedoch sind sie bei jedem Menschen unterschiedlich stark ausgeprägt.
Die 5 inneren Antreiber im Überblick und ihre Glaubenssätze
Die negativen Aspekte der inneren Antreiber bestehen im Allgemeinen darin, dass sie zu übermäßigem Stress und innerem Druck führen können. Außerdem entsteht oft Unbehagen, wenn du dich entgegen deinen inneren Antreibern verhältst. Sie können deiner inneren Balance im Weg stehen und gleichzeitig ein Risikofaktor für Burnout sein.
Sei Perfekt
Menschen mit dem Antreiber „Sei perfekt“ streben nach Perfektion und sind oft sehr selbstkritisch. Sie neigen dazu, hohe Erwartungen auch an andere zu stellen. Ihre Arbeit verrichten sie in der Regel mit hoher Qualität und großer Gründlichkeit, wobei jedoch Zeit und Aufwand häufig in den Hintergrund treten. Sie streben danach, Ergebnisse zu erzielen, die über 100% hinausgehen und sind oft unzufrieden mit ihren eigenen Leistungen. Die unbewusste Schlussfolgerung kann lauten: „Wenn mein Ergebnis nicht perfekt ist, bin ich nicht in Ordnung.“ Diese Menschen haben besonders Angst vor Versagen und Ablehnung.
Typische Glaubenssätze:
„Ich darf keine Fehler machen.“
„Ich bin nur wertvoll, wenn ich perfekt bin.“
Mach es allen Recht
Menschen mit dem inneren Antreiber "Mach es allen recht" vermeiden häufig Konflikte und legen großen Wert darauf, was andere von ihnen denken und dass sie von allen gemocht werden. Ihre Angst dreht sich um Ablehnung. Es fällt ihnen schwer, "Nein" zu sagen, ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche zu äußern. Außerdem übernehmen sie oft die Verantwortung für das emotionale Wohlbefinden anderer.
Typische Glaubensätze:
"Ich muss es allen recht machen."
"Meine Bedürfnisse sind weniger wichtig als die der anderen."
Sei Stark
Der innere Antreiber "Sei stark" zeigt sich häufig durch den Drang, stets stark zu erscheinen und keine Schwächen zu zeigen. Menschen mit diesem Antreiber haben oft Schwierigkeiten, um Hilfe zu bitten und versuchen, alles allein zu bewältigen. Im Vordergrund stehen die Angst vor Verletzlichkeit und vor dem Versagen. Diese Menschen fürchten, dass andere ihre Schwächen entdecken und ausnutzen könnten. Es kann sein, dass sie in einem Umfeld aufgewachsen sind, in dem ihnen vermittelt wurde, dass das Zeigen von Gefühlen und um Hilfe zu bitten eine Schwäche darstellt.
Typische Glaubensätze:
"Ich muss alles alleine schaffen.”
"Gefühle zeigen ist ein Zeichen von Schwäche."
Beeil dich
Menschen, bei denen der innere Antreiber "Beeil dich" stark ausgeprägt ist, sind häufig ungeduldig und fühlen sich gedrängt, alles schnell zu erledigen. Sie haben oft Schwierigkeiten, sich zu entspannen und nicht beschäftigt zu sein. Ihre Angst besteht darin, etwas zu verpassen oder nicht dazuzugehören. Möglicherweise sind diese Menschen in einem Umfeld aufgewachsen, in dem Schnelligkeit gelobt wurde oder Druck ausgeübt wurde, schnell zu sein.
Typische Glaubensätze:
"Zeit ist knapp, ich muss schnell handeln."
"Ich muss ständig beschäftigt sein."
Streng dich an
Jemand, der den inneren Antreiber "Streng dich an" hat, geht oft über seine Grenzen und kann seine eigenen Ressourcen nicht gut einschätzen. Diese Menschen verspüren einen inneren Druck, sich bei allem anzustrengen und zeigen eine große Einsatzbereitschaft. Sie fürchten, dass andere besser sein könnten als sie. Dieser Antrieb könnte entstanden sein, wenn man in einem Umfeld aufgewachsen ist, in dem Konkurrenzdenken und Wettbewerb betont wurden und man um Anerkennung kämpfen musste.
Typische Glaubensätze:
"Ich muss hart arbeiten, um erfolgreich zu sein."
"Nichts im Leben ist einfach."
Drei Schritte für den Umgang mit inneren Antreibern
erster Schritt: Identifizierung und Anerkennung
Konntest du dich in einem oder mehreren Antreibern wiedererkennen? Im ersten Schritt kannst du herausfinden, welche inneren Antreiber dich am meisten beschäftigen und in welchen Bereichen sie dir möglicherweise schaden. Jeder von uns kann alle inneren Antreiber haben, jedoch sind sie unterschiedlich stark ausgeprägt. Wahrscheinlich weißt du intuitiv schon ganz gut, welche ein oder zwei Antreiber bei dir besonders stark ausgeprägt sind. Wenn du dir dein Umfeld ansiehst, wirst du möglicherweise auch in den Verhaltensweisen anderer Menschen einige dieser Antreiber wiedererkennen können. Am Ende dieses Artikels habe ich einen Test verlinkt, den du nutzen kannst, um deine inneren Antreiber genauer zu identifizieren.
Es ist wichtig anzuerkennen, dass die inneren Antreiber auch zu positiven Aspekten in deinem Leben beigetragen haben und es nicht darum geht, sie zu verteufeln. Möglicherweise haben sie dir in vielen Situationen weitergeholfen und dich weit gebracht. Allerdings können sie auch ungesunde Verhaltensmuster verursachen, wenn sie nicht erkannt und reflektiert werden. Das Bewusstsein über die Existenz deiner inneren Antreiber und die Glaubenssätze, die hinter deinem Verhalten stecken, ist daher sehr wertvoll. Bei mir hat allein das Wissen über meine inneren Antreiber mein Leben positiv beeinflusst, dazu geführt, mehr über dieses Thema zu reflektieren und Veränderungen mit sich gebracht.
Die positiven Aspekte der inneren Antreiber zeigen sich in verschiedenen Stärken. Wenn du den Antreiber „Sei perfekt“ hast, strebst du hohe Qualitätsstandards an und arbeitest zuverlässig. Mit dem Antreiber „Mach es allen recht“ zeichnest du dich durch großes Einfühlungsvermögen aus und pflegst harmonische Beziehungen. Wenn du den Antreiber „Sei stark“ in dir trägst, bist du sehr eigenständig, meisterst Krisen gut und zeigst ein hohes Durchhaltevermögen. Der Antreiber „Beeil dich“ hilft dir, Aufgaben effizient und zügig zu erledigen. Schließlich unterstützt dich der Antreiber „Streng dich an“ Ausdauer zu zeigen und selbst schwierige Herausforderungen mit vollem Einsatz anzugehen. Überlege, welche positiven Effekte die inneren Antreiber bisher in deinem Leben hatten und nimm dir einen Moment Zeit, um Dankbarkeit dafür zu empfinden.
zweiter Schritt: Erlaubersatz
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass alle inneren Antreiber unbewusste Verknüpfungen beinhalten, nach denen du dich nur dann als gut genug empfindest, wenn du dich auf eine bestimmte Art und Weise verhältst. Es ist wichtig, dir diesen Zusammenhang bewusst zu machen und diese Verbindung aufzulösen. Erkenne, dass du auch dann wertvoll bist, wenn du dich anders verhältst und affirmiere dir dies.
Der zweite Schritt besteht darin, dir selbst die Erlaubnis zu geben, dich auch anders verhalten zu dürfen und deinen eigenen positiven Erlaubersatz zu formulieren. Zum Beispiel könntest du dir bewusst machen: „Ich bin wertvoll, auch wenn ich nicht perfekt bin“ oder „Ich bin wertvoll, auch wenn ich mich mal nicht anstrenge oder etwas mit Leichtigkeit angehe.“
Beispiel Erlaubersatz
Sei Perfekt: Ich darf Fehler machen und Fehler können wertvoll sein.
Mach es allen Recht: Ich darf “Nein” sagen und meine Bedürfnisse priorisieren.
Sei stark: Es ist okay, um Hilfe zu bitten.
Beeil dich: Ich darf mir Zeit lassen und Pausen machen.
Streng dich an: Ich darf es auch mal locker angehen lassen und mit Leichtigkeit.
dritter Schritt: Praxis und Übung
Als letzter Schritt ist es wichtig, das Gelernte in die Praxis umzusetzen und regelmäßig zu üben. Erwarte nicht, dass du dich über Nacht vollständig veränderst; das ist auch nicht das Ziel. Vielmehr geht es darum, deine inneren Antreiber zu deinen Verbündeten zu machen, anstatt dich von ihnen treiben zu lassen. Du darfst dich weiterhin zum Beispiel anstrengen, hohe Qualitätsstandards anstreben oder Aufgaben schnell und effizient umsetzen. Jetzt hast du jedoch die Möglichkeit, die Lebensbereiche aufzudecken, in denen deine inneren Antreiber Druck und Stress verursachen, zu reflektieren, wo dieses Verhalten unnötig ist und zu lernen, dich anders zu verhalten.
Beginne mit kleinen Schritten und lerne, auch das Unbehagen zu akzeptieren, das dabei aufkommen kann. Hier sind inspirierende Schritte für jeden Antreiber, die du unternehmen kannst:
Sei perfekt: Feiere dich beim nächsten Fehler dafür, dass du menschlich bist und Fehler machen darfst. Analysiere, was du aus diesem Fehler lernen kannst.
Mach es allen recht: Priorisiere deine Bedürfnisse und sage „Nein“ zu jemandem. Beginne am besten mit jemandem, dem du vertraust und bei dem du dich sicher fühlst.
Sei stark: Bitte eine andere Person um Hilfe und beobachte, wie es sich anfühlt, oder teile etwas mit einer vertrauten Person, das deine Verletzlichkeit zeigt.
Beeil dich: Nimm dir Zeit, dich zu entspannen und erlebe, wie es ist, nichts zu tun. Entdecke, was du Positives daran finden kannst.
Streng dich an: Erledige eine Aufgabe und erlaube dir, diese mit Leichtigkeit anzugehen. Beobachte, wie sich das anfühlt.
Je häufiger du übst, desto leichter wird es dir fallen und du wirst zunehmend mehr Entscheidungsspielraum gewinnen und ein besseres Bewusstsein dafür entwickeln, wann sich einer deiner inneren Antreiber zeigt und dich beeinflusst. Teil des Prozesses ist auch die Auseinandersetzung mit deinen Ängsten (wie z.B. der Angst vor Ablehnung oder ausgeschlossen zu werden) und dem Unbehagen. Gib dir selbst Sicherheit und halte dir den Rücken frei. Affirmiere dir immer wieder, dass du wertvoll bist, unabhängig davon, wie du dich verhältst und gib dir selbst die Bestätigung, die du im Außen suchst. Wenn du Unterstützung dabei benötigst oder Blockaden hast, bei denen du nicht weiterkommst, dann melde dich bei mir.
Indem du unbewusste Muster wie „Sei perfekt“ oder „Mach es allen recht“ erkennst und hinterfragst, schaffst du Raum neue gesündere Verhaltensweisen zu entwickeln, die besser zu deinen wahren Bedürfnissen passen. Durch das Auseinandersetzen mit deinen inneren Antreibern und eine gezielte Verhaltensänderung kannst du deine innere Balance finden.
Test Antreiber:
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